So klappt es mit der Karriere
Wie wird eine Bewerbung erfolgreich und was erwarten sich Personalverantwortliche? Karriere-Expertinnen und -Experten geben Einblick, worauf es wirklich ankommt, um schon beim Berufseinstieg einen Volltreffer zu landen.
„Gerade zu Beginn des Berufslebens wird häufig sehr viel Augenmerk auf den Job selbst gelegt, also auf die Anforderungen in der Stellenausschreibung“, sagt Mirella Cuchiero, Talent-Scout bei Karriere.at. Stimmen diese mit den persönlichen Fähigkeiten überein, scheint die Position zu passen. Dabei werde oft vergessen, dass man sich als Arbeitnehmer nicht nur in einer Aufgabe, sondern darüber hinaus im Unternehmen zurechtfinden und wohlfühlen sollte, weiß die Karriere-Expertin. „Bereits als Bewerber bzw. Bewerberin ist es wichtig zu klären, ob man sich mit dem Unternehmen, dessen Werten und dem Geschäftsfeld identifizieren kann“, stimmt Margit Bencic, Leiterin Human Resources bei MIC Datenverarbeitung, zu. Umgekehrt suchen auch Unternehmen meist nach Menschen, die zu ihnen passen. Es gilt ein Gespür dafür zu entwickeln, ob der konkrete Arbeitgeber mit den eigenen Vorstellungen harmoniert. gewinnen. „Es zahlt sich auf jeden Fall aus, sich mit berufserfahrenen Personen zu unterhalten und Input einzuholen, zum Beispiel im Bekanntenkreis oder von Lehrenden“, fügt Melike Jilka hinzu.
Soziale und fachliche Komponente zählt
Den Lebenslauf brav chronologisch anordnen, mit ein paar ansprechenden Hobbys garnieren und dann ab damit zur Wunschfirma – so einfach läuft es leider nicht. Immer mehr Firmen haben auch abseits der beruflichen Qualifikation Ansprüche an die BewerberInnen – etwa wie sich diese ins Team integrieren können – und testen das auf ihre Art und Weise.
So hat beispielsweise die Online-Marketing-Agentur eMagnetix einen dreistufigen Einstellungsprozess. „Das erste Gespräch mit dem Bewerber findet – eher unorthodox – im Rahmen eines halbstündigen Spaziergangs statt“, erklärt Klaus Hochreiter, einer der beiden Geschäftsführer. In diesen 30 Minuten darf der Kandidat oder die Kandidatin über sich erzählen und sich präsentieren. „Dabei geht es uns nicht nur ums rein Fachliche, da wir in unserem Bereich ohnehin einiges selber an Ausbildungsarbeit leisten, sondern vielmehr darum, wer die Person ist “, so Hochreiter. Erst bei einem zweiten Treffen geht es nun ans Praktische – Aufgaben werden gestellt, um zu sehen, was der- oder diejenige kann. „Aber natürlich ist diese Phase auch für den Bewerber selbst wichtig, kann er doch sehen, was da auf ihn zukommt. Ich finde es wichtig, das von vornherein für beide Seiten klarzustellen“, betont der Personalleiter des innovativen oberösterreichischen Unternehmens, das kürzlich die 30-Stunden-Arbeitswoche eingeführt hat. Wird auch diese Runde bestanden, geht’s in Phase drei – das Mitarbeitergespräch, in dem ganz ohne Chefs besprochen werden kann, wie es am Arbeitsplatz in spe wirklich abläuft. Hochreiter: „Für uns ist eben die menschliche und soziale Komponente ebenso entscheidend wie die fachliche.“
Wer ein Ziel hat, punktet
Auch wenn man sich auf diese nicht richtig vorbreiten kann, hat der eMagnetix-Geschäftsführer doch einige Tipps für mögliche Kandidaten in petto: „Gut ist zu wissen, wohin man will – Ziele zu haben, egal ob beruflich oder privat. Und authentisch zu sein.“
„Wenn Studium, Praktikum und Ferialarbeiten alle in eine Richtung weisen, sieht man, dass man da jemand mit einem gewissen Ziel vor sich hat“, so auch Johann Reif, Geschäftsführer der ZF Steyr Präzisionstechnik GmbH. Eine fachspezifische Lehre und ein anschließendes Studium bringen noch spezielle Bonuspunkte. Reif: „Das sind Bewerber, die schon eine gewisse Lebenserfahrung mitbringen, offensichtlich etwas aus ihrem Leben machen wollen und auch schon einiges von der Produktion verstehen – ein Vorteil bei einem klassischen Produktionsbetrieb wie unserem.“ Für all jene, die noch neben dem Job ihr Masterstudium absolvieren wollen, gibt es bei uns deshalb auch die Möglichkeit, nur 15 bis 20 Stunden zu arbeiten und damit begleitend zum Studium weitere Praxiserfahrung sammeln zu können.
Vorbereitet sein, Fragen stellen
Wie setzt sich mein Team zusammen? Wie schaut ein typischer Arbeitsalltag aus? Wie gestaltet sich mein Arbeitsplatz? Im Normalfall nehmen sich Arbeitgeber ausreichend Zeit für das Kennenlernen. Für das Gespräch empfiehlt Melike Jilka von Deloitte: „Keine Scheu vor Fragen!“ Es gilt zudem: In Erinnerung bleiben Kandidaten, die glaubwürdig ihre Stärken und Erfolge schildern können. „Superlative und Übertreibungen wirken eher negativ“, betont Johann Reif.
Gut vorbereitet geht man in ein Bewerbungsgespräch natürlich mit genügend Info über das Unternehmen. „Aber das sollte heutzutage ohnehin selbstverständlich sein“, meint Hochreiter. Sich vorab zu informieren ist für Reif ein Muss: „Die Studierenden sollten wissen, welche Firmen vertreten sind und welche davon sie besuchen wollen. Aber auch mit welcher Absicht sie den Kontakt suchen. Also ob es etwa ein potenzieller Arbeitgeber ist oder eine Option für einen Praktikumsplatz.“
Die richtige Kleiderwahl
Das typische Bewerbungsoutfit – Anzug mit Krawatte oder Kostüm – ist auch für Johann Reif keine Voraussetzung, aber auch die typische Hörsaalkleidung wie Jeans und T-Shirt sollte es laut dem Experten nicht sein. „Man sollte schon spüren können, dass dieser Bewerbungstag ein besonderer ist. Schließlich geht es auch darum zu sehen, ob der Kandidat ein Gespür dafür hat, wie man in bestimmten Situationen auftreten sollte. Das wird er ja beruflich auch hin und wieder müssen“, so der Geschäftsführer.
Weniger Wert legt Hochreiter auf das passende Outfit. „Manchmal schaut jemand vielleicht nicht so aus, es steckt aber etwas ganz Tolles dahinter. Mein Prinzip ist, dass jeder, der will, eine Chance auf ein erstes Gespräch verdient hat.“
Noch einmal von vorne
Was aber, wenn trotz sorgfältiger Überlegungen bei der Wahl des ersten Jobs ein Fehler passiert ist? Birgit R. Kriegl von der FH OÖ Campus Hagenberg sieht es nicht problematisch, wenn die erste Arbeitsstelle ein Fehlgriff war: „Man sollte auf keinen Fall Angst haben. Gerade bunte Lebensläufe sind oft die spannendsten. Wichtig ist immer, dass man Lücken im Lebenslauf gut argumentieren kann – Lücken sind okay, Lügen nicht.“ Kaum eine Karriere sei von Anfang an durchgeplant und dann exakt umgesetzt, kann auch Mirella Cuchiero von Karriere.at beruhigen. Woher sollen die AbsolventInnen schließlich schon nach Praktika und Sommerjobs ausreichend Erfahrung haben, um verschiedene Arbeitgeber professionell einzuschätzen? Die persönlichen Ansprüche an einen Job bilden sich zum Großteil erst nach den ersten Arbeitsjahren heraus. „Ich bin überzeugt, dass man stark unter seinen Möglichkeiten bleibt, wenn man Neugierde und persönliche Wünsche hintanstellt“, so Cuchiero.
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